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Der gambianische Jugend- und Erziehungsminister Samba Faal würdigte gegenüber der WAZ die Wattenscheider Initiative. „Es ist nicht selbstverständlich, sich so lange in einem Entwicklungsland wie Gambia zu engagieren. Wir wissen dies zu schätzen“, sagte der Minister am Rande der 25-Jahr-Feierlichkeiten in Brikama.

Nur einen Steinwurf von der Wattenscheider Einrichtung entfernt steht ein weiteres Ruhrgebiet-Projekt, das ebenfalls mit Hilfe von WAZ-Lesern seit 20 Jahren auf- und ausgebaut wird: das „Kinderdorf Bottrop“.

Solartechnik hilft beim Kochen.

Herzstück der Anlage ist eine Technical High School. 1200 Jugendliche im Alter von 14 bis 19 Jahren erhalten hier ihren beruflichen Schliff. Die Schwerpunkte der Ausbildung liegen in den Bereichen Holzverarbeitung und Metall sowie in der Hauswirtschaft und im technischen Zeichnen.Die Einrichtung zählt mittlerweile zu den Top-Adressen des Landes im Bildungs- und Ausbildungsbereich. Im Jahr 2004 zeichnete das gambianische Schulministerium mehrfach die Bottroper Einrichtung aus.

Mit ihrem Examen, das die jungen Gambianer im Bottroper Projekt machen, stoßen sie die Tür auf zum späteren Universitätsbesuch; andere wagen als Handwerker den Sprung in die Selbstständigkeit und betreiben als Schlosser und Schreiner eine kleine Werkstatt. Die Mädchen haben exzellente Möglichkeiten, mit ihren Hauswirtschafts-Kenntnissen in den Hotelanlagen unterzukommen. 

Rund 1,6 Mio Euro hat die Bottroper Initiative bisher an der westafrikanischen Küste investiert. Mit dem Geld wurde in den vergangenen 20 Jahren ein Schul- und Vorschulzentrum auf die Beine gestellt, das zu den erfolgreichsten privaten Hilfprojekten im Land zählt. 195 Paten unterstützen derzeit den Verein in Deutschland.

Zum „Kinderdorf Bottrop“ zählt nicht nur die Berufsschule, sondern auch ein Kindergarten. 235 kleiner Gambianer werden hier fit gemacht für den späteren Schulbesuch. Nicht wenige finden nach sieben Jahren, wenn sie die Primary School verlassen haben, den Weg zurück nach „Bottrop“ und versuchen ihr Glück an der Technical High School. 

Ousmane Bah, Computer-Lehrer der Technical High School im Gespräch mit Rolf Schulte.

Eine Vorreiterfunktion übernahm „Bottrop in Gambia“ vor knapp fünf Jahren im Bereich der Solartechnik. Mit Hilfe der Fachhochschule Gelsenkirchen und mit finanzieller Unterstützung des Energieversorgers Emscher-Lippe-Energie (ELE) wurde im Kinderdorf ein Solarlaborinstalliert. Ingenieur Thomas Nierhoff von der Gelsenkichener Fachhochschule bildete gambianische Lehrkräfte und Studenten der Bottroper Einrichtung aus. Der Solar-Kocher ist seitdem im Hauswirtschaftsbereich nicht mehr wegzudenken.

Seit 2003 werden die Bottroper Studenten auch an Computern ausgebildet. Ein Internetcafe´ soll demnächst dazu beitragen, dass der Leitspruch der ersten Stunde, nämlich „Hilfe zur Selbsthilfe“, umgesetzt wird. Doch nicht nur „Wattenscheid“ und „Bottrop“ haben in Gambia Flagge gezeigt: Initiativen aus Bochum sind im Land mit einem Krankenhaus und einem Kindergarten vertreten, eine Essener Gruppe hat ein „Health Center“ aufgebaut, ein Mülheimer Verein betreut einen Kindergarten, und selbst Gruppen aus den neuen Bundesländern haben die Ruhrgebiets-Idee aufgegriffen und eigene Kindergärten gebaut. Motto aller Initiativen:

Hilfe ist ein Kinderspiel – wenn man will.